Auf dem 23. Finanzierungstag des Maschinen- und Anlagenbaus in NRW wurde der Schwerpunkt auf die Datenökonomie und die Unternehmensfinanzierung in herausfordernden Zeiten gelegt.
Dr. Jürgen Schmelting, Abteilungsleiter Industrial Manufacturing beim Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik, präsentierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern anschaulich den gegenwärtigen Stand und die Zukunft der Datenökonomie in der Industrie mit dem europäischen Ansatz der Datenräume. Sein Vortrag verdeutlichte, welche Herausforderungen und Chancen, aber auch regulatorischen Anforderungen auf die Unternehmen zukommen. Er verwies auf die Bedeutung des Erfassens qualitativ hochwertiger Daten in den Unternehmen, um die hohen Effizienzpotentiale dieses Wissens unternehmerisch nutzen zu können.
Ricardo van Manen, Key Account Manager Digital Business der Flender GmbH, zeigte am Beispiel seines Unternehmens, welche Geschäftsmodelle mit digitalen Produkten in den letzten Jahren bei Flender entstanden sind. Anhand einiger Beispielanwendungen wies er teilweise enorme Effizienzgewinne der Produkte nach. So verkürzen sich Anlaufzeiten oder Wechselintervalle deutlich, die Produktivität wird gesteigert und Arbeitszeiten sowie Ressourceneinsätze kräftig gesenkt. Auch er betonte die Bedeutung qualitativ hochwertiger Prozessdaten, die die Grundlage für datenbasierte Geschäftsmodelle und künstliche Intelligenz sind.
Bianca Illner, Abteilungsleiterin der VDMA Business Advisory, gewährte Einblicke in die Finanzierungssituation des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. Nach wie vor sind die Fremdkapitalquoten der Unternehmen in Deutschland hoch, und die Kapitalmarktnähe ist gering. So sorgte die weiterhin steigende Eigenkapitalquote auch für eine historisch niedrige Rate von Kreditverhandlungen. Wenn Kreditverhandlungen in den letzten beiden Jahren nicht zum Abschluss führten, dann waren es vor allem die gestiegenen Zinsen, die das Scheitern verursachten. Der abnehmende Spielraum der Banken zur Kreditvergabe aufgrund der zunehmenden Regulatorik des Finanzsektors und der gleichzeitig konjunkturell abnehmenden Bonität der Unternehmen, könnte künftig jedoch häufiger ausschlaggebend für das Scheitern von Verhandlungen werden.
Maschinenbaukonjunktur
Die Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland blicken mit gedämpfter Stimmungslage auf das kommende Jahr. Nach wie vor sei eine hohe Zurückhaltung bei Investitionen aus dem In- und Ausland spürbar, berichtete der VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann in seinem Vortrag und rechnet für 2025 mit einem Produktionsrückgang von 2 Prozent, nach -8 Prozent im Jahr 2024. Grund dafür seien sowohl die globalen wie auch die nationalen Unsicherheiten, die sich schädlich auf die Auftragslage bei Investitionsgütern auswirken. Für 2025 konnte er allerdings Hoffnung machen. Nach der VDMA-Analyse wird die Konjunktur im deutschen Maschinen- und Anlagenbau etwa ab Mitte kommenden Jahres wieder anspringen, wenn auch langsam.
Podiumsdiskussion
Zur aktuellen konjunkturellen Lage im Maschinen- und Anlagenbau in Nordrhein-Westfalen begannen Jens Fröhlich, Bereichsleiter Public Loans, Sector- and Transformation Advisory der IKB Deutsche Industriebank AG, Dr. Hans-Peter Mentges, Partner der DuKap Deutsche Unternehmenskapital GmbH, Bianca Illner, Abteilungsleiterin der VDMA Business Advisory, Dr. Jürgen Schmelting, Abteilungsleiter Industrial Manufacturing beim Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik und Dr. Christian Terlinde, CFO der Flender GmbH, ihre Diskussion. Dabei zeigte sich die Sorge um den innenpolitischen Fortgang bei Neuwahlen sowie die außenpolitischen Unsicherheiten durch die Wahl von Donald Trump und den Ukraine-Krieg.
In Bezug auf die Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation zeigte sich, dass der Grad der Digitalisierung im Maschinen- und Anlagenbau, je nach Teilbranche und Unternehmensgröße, noch stark variiert. Im Vergleich zu anderen Industriebranchen wurde er aber hoch eingeschätzt. Hierbei ist es wichtig, die sich bietenden Chancen der Digitalisierung und der Erfassung und Nutzung von Daten zu erkennen und zu nutzen.
Ebenfalls überwiegend Chancen sahen die Diskutanten bei der Umstellung der Industrie hin zur Nachhaltigkeit und zur Klimaneutralität, denn der Maschinen- und Anlagenbau ist Enabler für alle produzierenden Unternehmen. Neben den Chancen und Kosten wurden auch die Risiken, die der Umbau der Unternehmen mit sich bringt, diskutiert. Vor allem das fehlende Level Playing Field wurde beanstandet, denn zunehmende Berichtspflichten verteuern heimische Produkte. Selbst wenn diese Regelungen vor allem für große Unternehmen gelten, ist die gesamte Wertschöpfungskette davon betroffen.
Abschließend zogen die Diskutanten ihr Fazit. Einhellig wird die Zukunft des Maschinen- und Anlagenbaus positiv gesehen. Auch wenn die Bewertung der Branche für die Kreditwirtschaft immer komplexer und schwieriger wird, so wird sie dennoch als gutes Investment gesehen. Wichtig ist und bleibt die in vielen Jahrzehnten gelebte gute Zusammenarbeit dieser Partner.
Veranstalter
Diese Veranstaltung wurde vom VDMA NRW angeboten.