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Steigende Anforderungen im Controlling und Rechnungswesen

Die unternehmerische Planung ist in Zeiten globaler Herausforderungen, wie der nachhaltigen Transformation oder den Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, besonders herausfordernd. Für den Maschinen- und Anlagenbau ist die Geschäftsentwicklung trotz zahlreicher Unbekannten zuverlässig zu planen und zu messen – hier nimmt das Controlling und das Rechnungswesen eine zentrale Rolle ein.

Am 10. Mai 2022 hat ProduktionNRW eine virtuelle Veranstaltung zu den inhaltlichen Schwerpunkten um Nachhaltigkeit und Neuerungen in der Betriebswirtschaft für den Maschinen- und Anlagenbau in NRW organisiert. Die Unternehmen Flender International GmbH und WISKA Hoppmann GmbH haben jeweils ein Praxisbericht präsentiert.

Praktische Umsetzung

Der Bereich um das Thema der Nachhaltigkeit hat sich zu einer relevanten unternehmerischen Größe entwickelt. Viele Unternehmen nehmen – freiwillig oder verpflichtend – Environmental Social Gouvernance (ESG) Themen in das Reporting auf. Judith Herzog-Kuballa, Referentin in der VDMA-Abteilung Umwelt und Nachhaltigkeit, präsentierte die zunehmenden Anforderungen an Berichtspflichten in der Nachhaltigkeitskommunikation.

Einen Schwerpunkt stellt beispielsweise das Reporting zur CSR-Richtlinie dar. Die CSR-Richtlinie betrifft bislang kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden, die einen Umsatz von über 40 Millionen Euro pro Jahr erzielen. Die Europäische Kommission hat 21. April 2021 einen Review der CSR-Berichtspflicht vorgelegt – demnach wird der Anwenderkreis auf alle Unternehmen (unabhängig ihrer Gesellschaftsform) mit mehr als 250 Mitarbeitende ausgeweitet.

Im Bereich der Umsetzung und des Reportings zu sozialen Themen, steht derzeit die Umsetzung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz im Fokus. Betroffen sind Unternehmen, die in Deutschland ansässig sind und mehr als 3.000 Mitarbeitende beschäftigen (ab 2023); ab 2024 wird der Anwendungsbereich auf Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitende erweitert. Die Europäische Kommission hat zudem am 23. Februar 2022 einen Vorschlag für eine europäische Richtlinie präsentiert, der den Anwenderkreis auf Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden erweitern wird.

Kimberley ten Broeke, CSR Managerin der Flender Gruppe, präsentierte im Anschluss, wie ein freiwilliges Nachhaltigkeitsreporting aufgestellt und etabliert werden kann. Dabei zeigte sich, dass die Etablierung einer übergeordneten CSR-Managerin beziehungsweise Manager für dieses Vorhaben von Vorteil ist, um die einzelnen Abteilungen in den Prozess optimal einzubinden. Zudem sollte das Management hinter den Nachhaltigkeitsbestrebungen im Unternehmen stehen, um dem Vorhaben mehr Verbindlichkeit zu vermitteln. In der Umsetzung hat Flender ein CSR-Board eingeführt, dass bis zu vier Mal pro Jahr tagt, um die Entwicklung im Unternehmen systematisch aufzubereiten.

Neues aus der Betriebswirtschaft

Jörg D. Scholtka, Referent aus der VDMA Business Advisory, ging anschließend auf die Finanzierungsmöglichkeiten von Unternehmen ein. Bei der Vergabe von Krediten bewerten viele Banken Unternehmen nach Nachhaltigkeitskriterien. Unternehmen, die beispielsweise aus der Rüstungsindustrie kommen oder Energie aus fossilen Brennstoffen herstellen, erhalten bei Banken weniger Möglichkeiten auf eine Finanzierung – je nach Branche hat das auch Auswirkungen auf den Maschinen- und Anlagenbau.

Zudem hat der russische Angriffskrieg in der Ukraine Auswirkungen auf die Rechnungslegung und Prüfung. In einem Schreiben vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) vom 8. April 2022 werden diese Auswirkungen detailliert aufbereitet. Unter anderem wird betrachtet, wie die Nachtragsberichterstattung in Unternehmen durch den Krieg in der Ukraine auslegt werden sollte.

Anschließend ging Christian Offermann, Leitung Controlling bei WISKA Hoppmann GmbH, in einem zweiten Praxisbericht auf die Rolle des Controllings bei Nachhaltigkeitsthemen ein. Demnach weist das Thema Nachhaltigkeit eine große Schnittmenge mit dem Thema Digitalisierung auf, und beides wiederum hat die Zukunft im Focus – genau wie die Zielausrichtung des Controllings generell. Der vorgestellte Prozess stellt sicher, dass bei jeder Investition in der WISKA Gruppe systematisch Nachhaltigkeitsaspekte erfasst und bewertet werden. Diese werden damit zu einem wichtigen Bestandteil der zentralen Entscheidungsgrundlage und die Inhalte in der Folge verwendbar für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.

In der abschließenden Diskussion wurde diskutiert, dass vor allem die Europäische Union Nachhaltigkeitsbestrebungen festgelegt hat, die restliche Welt diese aber umgeht beziehungsweise ignoriert. Das ist besonders kritisch zu betrachten, da sich die größten Emissionsemittenten in China, Indien und USA befinden. Für europäische und deutsche Unternehmen entsteht dadurch ein Wettbewerbsnachteil. Da diese Grundlage aber in absehbarer Zeit nicht geändert wird, gilt es nachhaltige Vorkehrungen im eigenen Unternehmen frühzeitig anzugehen – denn Unternehmen die zeitnah handeln, können später einen Wettbewerbsvorteil haben.

Veranstalter

Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Kompetenznetz des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.