Immer noch sind MINT-Berufe überwiegend männlich geprägt. In diesem virtuellen Workshop erörterten Unternehmen konkrete Maßnahmen, um mehr Frauen für Ingenieurpositionen zu gewinnen.
Die Suche nach passenden Fachkräften und deren Bindung stellt viele Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau vor Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund ist es zunehmend relevant, auch Frauen verstärkt für technische Berufe zu begeistern.
Anknüpfend an die Studie „Ingenieurinnen im Maschinen- und Anlagenbau“ der IMPULS-Stiftung des VDMA in Zusammenarbeit mit dem WZL der RWTH Aachen hat ProduktionNRW am 18. März 2024 einen virtuellen Workshop organisiert, um Maßnahmen für Unternehmen zur Rekrutierung von Ingenieurinnen zu diskutieren.
Erkenntnisse der Studie „Ingenieurinnen im Maschinen- und Anlagenbau“
Johanna Werz, Forschungsgruppenleiterin am WZL der RWTH Aachen, und Johannes Zysk, wissenschaftlicher Mitarbeiter am WZL der RWTH Aachen, präsentierten zunächst den Hintergrund der qualitativen Studie.
Der Fachkräftemangel stellt auch im Maschinen- und Anlagenbau eine der größten Herausforderungen dar. Zudem ist bekannt, dass heterogene Teams kreativer, innovativer sind und einen Wettbewerbsvorteil bei komplexen Herausforderungen bieten. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, warum nur 11 Prozent der Ingenieure in dieser Branche weiblich sind, obwohl der Anteil der Frauen in maschinenbaurelevanten Studiengängen bei 22 Prozent liegt.
Die Studie identifiziert Faktoren und leitet Handlungsempfehlungen ab, um Frauen für den Ingenieurberuf zu gewinnen und in der Branche zu halten. Hierbei wurden sowohl die Perspektive von Ingenieurinnen als auch die Perspektive von Unternehmen berücksichtigt und so Einflussfaktoren auf dem Berufsweg von Ingenieurinnen – vor dem Studium, während des Studiums, zum Berufseinstieg und im Unternehmen – ermittelt.
Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf dem Berufseinstieg, weshalb Erkenntnisse und Handlungsimpulse zum Bewerbungs- und Einstellungsprozess thematisiert wurden. Demnach wurde betont, wie wichtig es ist, Frauen aktiv mit einer geschlechtergerechten Sprache auf Unternehmenswebseiten und in Stellenausschreibungen anzusprechen, Ingenieurinnen als authentische Vorbilder sichtbar zu machen und die Chancengleichheit im Unternehmen aktiv zu fördern. Anhand von Best-Practice-Beispielen wurden die diskutierten Punkte anschließend zusammengefasst und verdeutlicht.
Interaktiver Workshop zu den zentralen Erkenntnissen der Studie
Die Präsentation der Ergebnisse der Studie bildete lediglich einen Teil des Workshops, während der interaktive Austausch der Teilnehmenden den anderen Teil der Veranstaltung füllte. Durch die Verwendung von Miro, einem kollaborativen digitalen Whiteboard, wurde die Gruppenarbeit begleitet und der Austausch zwischen den Teilnehmenden gefördert.
Die Studie identifizierte fünf verschiedene Persona auf Basis der Interviews, die Grundlage für die weitere Gruppenarbeit bildeten. Ziel der Persona-Methode ist es, Angebote oder Maßnahmen zur Förderung von Ingenieurinnen zielgruppengerecht zu gestalten.
Persona sind keine echten Personen, sondern künstlich erstellte, beispielhafte Figuren mit konkreten Charakteristiken. Sie stehen dabei exemplarisch für eine bestimmte Zielgruppe und helfen dabei, bei der Entwicklung von Produkten oder Projekten die Bedürfnisse von Nutzerinnen und Nutzern nachvollziehen und berücksichtigen zu können. Jede der fünf Persona porträtiert eine Frau auf unterschiedlichen Stufen der Karriere.
In der abschließenden Gruppenarbeit wurde anhand der Persona-Methode diskutiert, welche Angebote zur Rekrutierung das eigene Unternehmen bereitstellen sollte. Dabei wurde festgestellt, dass viele Unternehmen bereits Maßnahmen zur Flexibilisierung der Arbeitszeiten eingeführt haben, um beispielsweise die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern.
Weitere Maßnahmen, um die Sichtbarkeit für diese Zielgruppe zu erhöhen betreffen beispielsweise die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache oder eine authentische Darstellung von Frauen auf der eigenen Unternehmenswebseite.
Insgesamt zeigt sich, dass jegliche Maßnahmen zur Förderung von Ingenieurinnen sich positiv auf die Arbeitskultur in Unternehmen auswirken können. Da sich die meisten Maßnahmen weder kurzfristig umsetzen lassen noch schnelle Ergebnisse bringen, ist die Umsetzung von Gleichstellung von Männern und Frauen im Unternehmen ein langfristiger Prozess.
Engagierte Unternehmen setzen sich durch die Umsetzung von Maßnahmen zur aktiven Förderung von Frauen positiv von ihrer Konkurrenz ab und profitieren von den entstehenden Wettbewerbsvorteilen.
Weitere Informationen
- Die Impulsstudie „Ingenieurinnen im Maschinen- und Anlagenbau“
- Gender Decoder der technischen Universität München zur Überprüfung von Stellanzeigen
- Womengineers – Checkliste für Unternehmen für das Gewinnen, Halten und Fördern von Ingenieurinnen
Veranstalter
Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Cluster des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.