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Praktische Umsetzung der Berechnung des Product Carbon Footprints

Der Maschinen- und Anlagenbau kann mit grünen Produkten und Systemen einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der jährlichen CO2-Äquivalente beitragen. Um diese Leistung sichtbar zu machen, ist der Product Carbon Footprint (PCF) entscheidend. Der PCF erfasst die gesamten Treibhausgasemissionen, die von einem Produkt in den verschiedenen Phasen seines Lebenszyklus verursacht werden.

Der VDMA hat hierzu basierend auf der ISO14067 und den GHG Protocol Accounting Standards eine Guideline entwickelt, die Unternehmen bei der PCF-Berechnung unterstützt, die Vorgehensweise sowie Schritte der Berechnungsmethodik erläutert und insbesondere auf die Problematik der Scope-3-Bilanzierung eingeht. Parallel dazu wurde mit dem PCF-Starter ein Tool entwickelt, mit dem VDMA-Mitgliedsunternehmen den PCF ihrer Maschinen und Anlagen ab dem 26. April 2023 kostenlos berechnen können.

ProduktionNRW hat am 29. März 2023 für den nordrhein-westfälischen Maschinen- und Anlagenbau einen virtuellen Erfahrungsaustausch organisiert, um dazu Informationen zu präsentieren.

Product Carbon Footprint-Berechnung

Hannah Lena Harlos, Referentin VDMA Umwelt und Nachhaltigkeit und Leiterin der VDMA PCF-Expertengruppe, ging zunächst auf den Rahmen des PCF ein. Die zunehmend regulatorischen Anforderungen führen dazu, dass die Berechnung des Carbon Footprints für die unternehmensbezogene Nachhaltigkeitsstrategie immer bedeutender wird. Zu unterscheiden ist zwischen Corporate Carbon Footprint (Unternehmensbezug) und dem Product Carbon Footprint (Produktbezug). Bei der bisherigen PCF-Berechnung sind mehrere Herausforderungen bekannt, wie etwa der geringen Datenaustausch entlang der Wertschöpfungskette oder die verschiedenen Berechnungsmethoden. Die VDMA-Guideline setzt hier an und gibt einen Rahmen für die PCF-Berechnung vor.

Vorstellung des PCF-STARTER

Eileen Einwächter, Product Designer bei Tanso Technologies GmbH, präsentierte anschließend den PCF-Starter. Der PCF-Starter ist ein gemeinschaftliches Projekt des VDMA in Entwicklungszusammenarbeit mit Tanso Technologies. Zum Veranstaltungszeitpunkt befindet sich der PCF-Starter noch in der Testphase und wird am 26. April 2023 veröffentlich – die Teilnehmenden hatten daher exklusive Einblicke in den momentanen Stand.

Der PCF-Starter ist ein pragmatischer CO2-Rechner für Produkte, der Hauptemissionsquellen für Cradle-to-Gate abdeckt. Unter den Cradle-to-Gate-Ansatz fallen die Emissionen aus Materialien, Energieverbräuchen der Produktion und Transport. Beispielsweise werden Emissionen aus Materialien basierend auf ihrem Bruttogewicht „bottom-up“ pro Material berechnet. Der PCF-Starter steht VDMA-Mitgliedsunternehmen, die eine erste Bewertung des Carbon Footprints ihrer Produkte berechnen wollen, kostenlos zur Verfügung. Anschließend wurde in der Veranstaltung der PCF eines Produktbeispiels live berechnet.

Erfahrungsaustausch
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In der abschließenden Diskussion wurden unterschiedliche Rückfragen geäußert. Beispielsweise ging es unter anderem darum, dass in der bisherigen PCF-Berechnung die Montagearbeiten nicht einberechnet werden, obwohl diese einen Großteil des Geschäftsmodells bei einem Unternehmen ausmachen. An dieser Stelle wurde auf den Cradle-to-Gate-Ansatz verwiesen, der Scope-3-Downstream nicht einbezieht. Zusätzlich wurde der Aspekt komplexerer Produkte mit mehreren Komponenten diskutiert.

Nach dem bisherigen Stand der PCF-Berechnung sind die Emissionen der Vorprodukte erneut für das eigene Produkt zu berechnen. Da der PCF der vorherigen Produkte meistens unbekannt sind, sind diese dann zu schätzen. Neben der möglichen Doppelberechnung wird dieser Ansatz als wenig praktikabel eingeschätzt. Ein Lösungsansatz könnte sein, Lieferanten zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls Zugang zum PCF-Starter zu gewähren – möglicherweise kostenpflichtig. Insgesamt zeigt das breite Interesse an der PCF-Berechnung, dass die Verbesserung der Berechnungsmethoden ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist.

Weitere Informationen

Veranstalter

Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Cluster des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.