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Lage der Beschaffungsmärkte und Umgang mit Preiserhöhungen

Die Versorgungssituation hat sich durch den Krieg in der Ukraine, Lockdowns in China und anhaltende Störungen der Transportlogistik in vielen Bereichen erneut verschärft. In der Folge steigen die Preise in vielen Segmenten und diese wälzen sich durch die gesamte Lieferkette. Um die aktuelle Situation sowie die Perspektiven der Beschaffungsmärkte zu diskutieren, hat ProduktionNRW am 15. Juni 2022 eine virtuelle Veranstaltung für den Maschinen- und Anlagenbau in NRW organisiert.

Beschaffungsmärkte: Situation, Hintergründe und Ausblick

Michael Wolf, VDMA Business Advisory, ordnete die aktuelle Situation für den Maschinen- und Anlagenbau ein. Die größten Produktionsbehinderungen resultieren zurzeit aus einem Mangel an Material: Bei Elektronik, Elektroartikeln und Metallen sind die größten Zulieferengpässe weiterhin zu beobachten. Die Lagebeurteilung der Unternehmen ist nach wie vor gut, aber die Geschäftserwartungen für die nächsten 6 Monate sind leicht abgesunken wie auch die Kapazitätsauslastung. Folgende Probleme drohen weiter anzudauern:

  • Logistik: Nach coronabedingten Lockdowns in China, nehmen die Häfen wieder den Betrieb auf. Da die chinesische Regierung an der No-Covid-Strategie festhält, sind weitere Lockdowns aber nicht ausgeschlossen. Zudem deutet sich bei europäischen Häfen durch die verzögerte Abwicklung in China eine Überlastung an.
  • Energie: Die EU und Deutschland sind weiterhin abhängig von russischen Energieexporten. Solange diese Abhängigkeit im Kontext des Ukraine-Kriegs besteht, ist keine Entspannung in Sicht und erschwert vor allem energieintensiven Lieferanten die Planung.
  • Halbleiter: Im Bereich der Halbleiter wird weiterhin ein wachsender Bedarf prognostiziert. Dabei ist offen, ob die Investitionen in neue Kapazitäten hier mithalten können und ob diese an den Bedarfen des Maschinen- und Anlagenbaus ausgerichtet sind.

In der anschließenden Diskussion wurden aus dem Teilnehmerkreis unterschiedliche Erfahrungen zu verschiedenen Vorprodukten, wie beispielsweise Stahl, Steckern oder Kabel im Einkauf berichtet. Neben der allgemeinen Herausforderung in der Beschaffung der Produkte, verstärken die Schwierigkeiten in der Logistik die Lage.

Umgang mit Preiserhöhungen

Frank Sundermann, Durch Denken Vorne Consult GmbH, ging anschließend auf den Umgang mit Preiserhöhungen ein. In diesem Zusammenhang ist es zentral, sich auf die Verhandlung vorzubereiten. Mehrere unabhängige Quellen betrachten die Darstellung der Preise für einzelne Produktgruppen, wie etwa das statistische Bundesamt (Destatis, kostenlos) oder der MBI Stahlmonitor (kostenpflichtig). Mithilfe dieser Datengrundlage lässt sich prüfen, ob die geforderten Preiserhöhungen gerechtfertigt sind.

In der Verhandlungsvorbereitung sind weitere Aspekte zu betrachten, wie aktuelle Liefer- und Zahlungsbedingungen (im Vergleich zu anderen Lieferanten) oder vorhandene Rahmenverträge sowie zukünftige Vergaben. Neben der inhaltlichen Vorbereitung ist die Beziehungsebene von zentraler Relevanz. Dabei ist wichtig, die Persönlichkeit des Gegenübers einzuschätzen: Entlang der Achsen introvertiert/extrovertiert sowie rational/emotional lassen sich Personen grob in vier Kategorien einordnen – beispielsweise ist ein eher analytischer Verhandlungspartner stärker über die Inhaltsebene zu erreichen.

In der abschließenden Diskussion wurde unter anderem über die Bindung von Personalkapazität durch die Vielzahl der aktuellen Preiserhöhungen geklagt. Zusammenfassend wurden die Anregungen für die Vorbereitung und Durchführung von Verhandlungen positiv in den Vordergrund gestellt, da im beruflichen Alltag wenig Zeit für solche Trainings zur Verfügung steht.

Veranstalter

Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Kompetenznetz des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.