Um dem Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften frühzeitig entgegenzutreten, arbeiten einige Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau mit Hochschulen zusammen – die Möglichkeiten sind vielfältig.
Die Anzahl der Studienanfängerinnen und -anfänger in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik ist – nach zuletzt negativer Entwicklung – leicht gestiegen. Nichtsdestotrotz absolviert nur ungefähr die Hälfte dieser Studierenden das Studium erfolgreich. Die Entwicklung stellt den Maschinen- und Anlagenbau vor eine Herausforderung, da hier ein besonders hoher Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften besteht. Deshalb sind Unternehmen vermehrt darum bemüht, frühzeitig Aufmerksamkeit bei der heranwachsenden Generation zu erhalten – das Hochschulmarketing stellt eine Möglichkeit dar.
Am 16. August 2023 hat ProduktionNRW für den Maschinen- und Anlagenbau aus NRW einen virtuellen Erfahrungsaustausch organisiert, um die Kontaktmöglichkeiten zu Studierenden im technischen Bereich an der Bergischen Universität Wuppertal beispielhaft darzustellen und weitere Ansätze zu diskutieren. Denn für Unternehmen und Hochschulen stellt eine Kooperation eine beidseitige Gewinnsituation dar – die Hochschullehre gewinnt an Praxisnähe und Unternehmen der Region werden für die zukünftige Generation sichtbar.
Hochschulmarketing und Zusammenarbeit mit der Industrie
Prof. Dr.-Ing. Peter Gust, Prorektor Third Mission und Internationales an der Bergischen Universität Wuppertal, stellte zunächst die Kooperationsmöglichkeiten der Hochschule mit der Industrie dar. Demnach können Unternehmen Recruiting-Angebote (Stellenwerk Jobportal oder Recruiting-Tage), Präsentationsangebote für Studierende (JobTalks, Skill-Workshops), Einbindung von Alumni (KarriereTalk digital, Career Stories), Besuchsformate bei Unternehmen (Exkursionswochen) oder Förderangebote (Deutschlandstipendium) nutzen.
Neben diesen allgemeineren Angeboten bietet die Bergische Universität Wuppertal auch die Vorlesungsreihe „Sondermaschinenbau durch das Maschinenbau Netzwerk Bergisch Land“ an. In dieser Vorlesungsreihe werden beispielsweise rechtliche Aspekte der Maschinensicherheit, Automatisierung oder künstliche Intelligenz behandelt. Die entsprechenden Vorlesungen werden durch Dozierende aus dem Netzwerk Bergisch Land durchgeführt und zudem besteht die Möglichkeit, in einem der beteiligten Unternehmen Praktika durchzuführen.
Praxisbericht: Frühzeitige Ansprache von Studierenden
Christian Dorr, Chief Administrative Officer, K.A. Schmersal GmbH & Co. KG, und Siegfried Wolf, Leiter tec.nicum, K.A. Schmersal GmbH & Co. KG, stellten die unternehmensbezogen Aktivitäten im Bereich der eigenen Nachwuchswerbung dar. Neben der Ausbildungswerkstatt und den regionalen Aktivitäten kooperiert die Firma auch mit Universitäten und Fachhochschulen. An Hochschulen werden Gastvorträge gehalten, Praktika und Projekte für Studierende angeboten sowie Bachelor- und Master-Thesis begleitet. Zusätzlich beteiligt sich die Firma K.A. Schmersal GmbH & Co. KG ebenfalls an der Vorlesungsreihe Sondermaschinenbau an der Bergischen Universität Wuppertal. Denn auch das Unternehmen bemüht sich, die eigene Arbeitgeberattraktivität sowie Sichtbarkeit für technische und betriebswirtschaftliche Berufe beim Nachwuchs hervorzuheben.
Diskussion zu weiteren Lösungsansätzen
In der abschließenden Diskussion wurde thematisiert, dass die Aktivitäten im Hochschulmarketing schwer messbar sind. Bis die Studierenden die Hochschulausbildung erfolgreich absolviert haben, vergehen unter Umständen einige Jahre. Dennoch ist es wichtig, für die zukünftige Zielgruppe sichtbar zu sein – gerade für möglicherweise unbekannte Hidden Champions in der Region. Zusätzlich wurden die Teilnehmenden ermutigt, auf Universitäten und Fachhochschulen zuzugehen und die eigene Expertise zu einem Sonderthema anzubieten – viele Dozierende würden solche Angebote gerne annehmen, auch um die eigene Lehre aufzuwerten. Neben der Kooperation mit Hochschulen wurde auch die Zusammenarbeit mit Schulen aufgegriffen. Hierzu wurden die Anwesenden ermutig, neue Wege auszuprobieren, etwa die Durchführung von Workshops für Schülerinnen und Schüler im eigenen Betrieb.
Im Kreis der Teilnehmenden wurde zusätzlich festgehalten, dass gerade der Maschinen- und Anlagenbau mutig und kreativ auf die junge Zielgruppe zugehen sollte. Gerade technische Lösungen, die nicht direkt wahrnehmbar sind, benötigen neue Ansätze der Sichtbarkeit.
Weitere Informationen
- www.maschinenbaunetzwerk.de
- www.uni-wuppertal.de/de/news/detail/vorlesungsreihe-sondermaschinenbau-garantiert-einblicke-in-die-praxis
Veranstalter
Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Cluster des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.