Zum Inhalt springen

Herausforderungen bei Recruiting und Nachwuchswerbung

Die konjunkturelle Lage hat sich im Maschinen- und Anlagenbau deutlich erholt. Viele Unternehmen sind wieder bereit, mehr Beschäftigte einzustellen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz in den maschinenbaurelevanten Berufen überdurchschnittlich. Das Gewinnen und Binden von geeignetem Nachwuchs stellt weiterhin eine zentrale Herausforderung für die Unternehmen dar.

Die aktuellen Probleme im Recruiting und der Nachwuchswerbung betreffen den Maschinen- und Anlagenbau in ganz Deutschland, deshalb hat ProduktionNRW am 8. Dezember 2021 zusammen mit dem VDMA Landesverband Bayern eine gemeinsame Veranstaltung durchgeführt. Im Fokus der Veranstaltung stand der Austausch über mögliche Lösungsansätze.

Herausforderungen in der virtuellen Nachwuchswerbung

Ein bewährtes Mittel in der Nachwuchswerbung sind Ausbildungsmessen. Pandemiebedingt wurden viele Recruitingformate ins Digitale übertragen. Die bisherigen Erfahrungen mit solchen Angeboten sind allerdings durchwachsen. Mit der virtuellen Karrieremesse für Techniknachwuchs, TechTalents, hat sich der VDMA das Ziel gesetzt, eine bessere Ausbildungsmesse zu organisieren. Stefan Grötzschel, Referent aus der VDMA Bildungsabteilung, hat in einem Impulsvortrag die Erfahrungen aus der ersten Aktionswoche im September 2021 der Messe berichtet.

Die Werbemaßnahmen verliefen vielversprechend, die Erwartungen bezüglich der Teilnehmerzahlen erfüllten sich allerdings nicht. Die Messe und das Rahmenprogramm wurden beispielsweise in den sozialen Medien mit zahlreichen informativen Posts beworben. Auch Eltern, Lehrerinnen und Lehrer wurden als Zielgruppe mit den nötigen Informationen versorgt. Als unerwartete Hürde wurde der Registrierungsprozess auf der Plattform identifiziert. 90 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer stiegen direkt bei der Aufforderung zur Registrierung aus. Zudem hat sich auch gezeigt, dass Schulen beziehungsweise ganze Schulklassen nicht für die Messe gewonnen werden konnten.

Der Glaube an den Ansatz, Berufs- und Studieninformationen für Technikberufe virtuell zu bündeln und junge Menschen mit maschinenbaurelevanten Unternehmen und Hochschulen in Kontakt zu bringen, bleibt bestehen. Mit den Erfahrungen und Erkenntnissen aus der ersten Aktionswoche wird die Plattform optimiert und technisch nachgebessert. Im Fokus steht die Abschaffung des Registrierungsprozesses und die Steigerung der Attraktivität. Künftig wird versucht, Schulen und Eltern stärker in die Umsetzung einzubeziehen. Dafür ist unter anderem ein Austausch mit Berufsorientierungslehrkräften geplant. Der nächste Aktionszeitraum ist für das Frühjahr 2022 geplant.

Strukturierter Erfahrungsaustausch in Kleingruppen

Im zweiten der Teil der Veranstaltung stand eine strukturierte Kleingruppenarbeit im Mittelpunkt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich auf Mural, einem kollaborativen Whiteboard, einer interessanten Fragestellung und Gruppe zuordnen. Dabei stand unter anderem die Nutzung von sozialen Medien in der Nachwuchswerbung und der Austausch über bewährte virtuelle Formate in der Ansprache der jungen Zielgruppe zur Auswahl.

In der ersten Gruppe wurde festgehalten, dass soziale Medien in der Nachwuchswerbung bei knappen Ressourcen und einer kleineren Personalabteilung eher schwer umsetzbar sind. Auch ist hier die Herausforderung, regelmäßig Inhalte für die entsprechenden Kanäle aufzubereiten. Eine teilnehmende Person merkte zudem an, dass Stellenanzeigen über soziale Medien eher auf wenig Resonanz treffen. Zielgerichteter sind die Durchführung von Praktika, die Kooperation mit regionalen Schulen und die Überarbeitung der eigenen Karriereseite. Auch wurde an dieser Stelle positiv auf die VDMA Azubi-Mentoren-Schulungen verwiesen, deren Termine im VDMA-Veranstaltungskalender zu finden sind.

In der zweiten Gruppe wurde diskutiert, dass virtuelle Nachwuchsmessen vor allem dann funktionieren, wenn Schulen die Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme motivieren. Ein zentrales Problem bei virtuellen Formaten ist die Passivität junger Menschen. Damit einhergehend sollten virtuelle Messen einen individuellen Wiedererkennungswert haben, um die Aufmerksamkeit bei der jungen Zielgruppe möglichst hochzuhalten. Neben der virtuellen Messe wurden viele Formate vorgestellt, die als erfolgreich beschrieben wurden: Eine Talente-Finder-App (organisiert von einer Hochschule), der Versand von kleineren Aufgaben für Zuhause zur stärkeren Einbindung von Jugendlichen oder Live-Berichte aus der Werkstatt sowie Interviews mit Azubis für authentische Einblicke in den Arbeitsalltag.

In der abschließenden Runde wurde deutlich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch im kommenden Jahr von pandemiebedingten Einschränkungen in der Nachwuchswerbung ausgehen. Gerade solche Austauschformate sind hilfreich, um neue Ideen und Ansätze aus anderen Unternehmen zu erhalten und für die eigene Firma anzuwenden.

Veranstalter

Diese Veranstaltung wurde vom VDMA Bayern in Kooperation mit ProduktionNRW durchgeführt. ProduktionNRW ist das Kompetenznetz des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.