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Frauen für technische Berufe im Maschinen- und Anlagenbau

Der Maschinen- und Anlagenbau steht zunehmend vor der Herausforderung, passende Fachkräfte zu finden und zu halten. Für den Fachkräftemangel gibt es keine schnelle Lösung, vielmehr sind vielfältige Ansätze zur Lösung auszuprobieren. Ein möglicher Ansatz beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern sind. Unabhängig von der Perspektive des Fachkräftemangels, eröffnet die Erhöhung des Frauenanteils weitere Potenziale für Unternehmen, da diverse Teams erfolgreicher sind. ProduktionNRW hat am 28. März 2023 einen virtuellen Erfahrungsaustausch durchgeführt, um die Möglichkeiten zur Begeisterung, Gewinnung und Haltung von Frauen für technische Berufe zu diskutieren. Dabei wurde deutlich, dass es im nordrhein-westfälischen Maschinen- und Anlagenbau kein Erkenntnis-, sondern eher ein Umsetzungsproblem zur Begeisterung von Frauen für technische Berufe gibt.

Ingenieurinnen im Maschinen- und Anlagenbau

Dr. Franziska Šeimys, Referentin der VDMA Bildungsabteilung, ging zunächst auf die Studie „Ingenieurinnen im Maschinen- und Anlagenbau“ der IMPULS-Stiftung ein, die in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen erstellt wurde. Die Studie hat zum Ziel, Faktoren und Handlungsempfehlungen zu identifizieren, um Ingenieurinnen für den Maschinen- und Anlagenbau zu gewinnen sowie diese in der Branche zu halten. Dabei wurde sowohl die Perspektive der Ingenieurinnen und der Unternehmen qualitativ berücksichtigt.

Die Studie betrachtet den gesamten Berufsweg von Ingenieurinnen (vor dem Studium, im Studium, beim Berufseinstieg und im Unternehmen), analysiert die Einflussfaktoren und leitet Handlungsempfehlungen ab. Neben den Studienergebnissen haben Unternehmen zudem die Möglichkeit, anhand einer interaktiven Checkliste individualisierte und für die jeweilige Situation passende Empfehlungen für das Gewinnen, Halten und Fördern von Ingenieurinnen im Maschinen- und Anlagenbau zu erhalten.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass einige Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau sich bereits mit der gezielten Ansprache für Frauen in technischen Berufen beschäftigen. So werden beispielsweise auf sozialen Medien Frauen bewusst in die Bildsprache aufgenommen, Unternehmensrichtlinien für eine genderneutrale Ansprache eingeführt oder Analysen bezüglich einer gerechten Bezahlung zwischen den Geschlechtern durchgeführt. Dadurch zeigt sich, dass vermehrt Frauen in technische Berufe finden.

Praxisbeispiel: Frauen für technische Berufe begeistern, gewinnen und halten

Karin Münstermann, CSR Coordinator & International Training Projects bei der Bernd Münstermann GmbH & Co. KG, stellte anschließend die unternehmensbezogenen Aktivitäten in diesem Bereich vor. Demnach setzt das Unternehmen beispielsweise schon bei Grundschulklassen an, um das technische Interesse früh zu wecken. Für Schülerinnen und Schüler aller Schulformenwerden werden unter anderem geschlechtergetrennte Workshops zu technischen Themen wie zum Schweißen oder Programmieren angeboten. Neben den funktionierenden Schulkooperationen werden zudem Mitarbeiterportraits – auch von weiblichen Mitarbeiterinnen – auf der eigenen Webseite und auf Social Media in den Mittelpunkt gestellt. Auch wenn die Tätigkeiten für Münstermann nicht an konkreten Zahlen gemessen werden, ist der Ansatz für die Firma der richtige. Der Fokus ist darauf gerichtet, Gleichstellung als Selbstverständlichkeit darzustellen – dies wird in der Unternehmenskultur auch gelebt.

Aus dem Kreis der Teilnehmenden wurde anschließend unter anderem diskutiert, ob die gezielte Ansprache von Mädchen für geschlechtergetrennte Workshops nicht auch abschreckend sein kann. Auch wurde der Themenbereich zu Vernetzungsangeboten für Frauen umfassend diskutiert – ist dies ein sinnvoller Ansatz zur Stärkung der Frauen im Unternehmen, oder werden Männer an dieser Stelle möglicherweise benachteiligt? Mit Bezug auf die Studienergebnisse wird deutlich, dass Frauen in technischen Berufen noch in der Minderheit sind und daher freiwillige Vernetzungsangebote gerne annehmen. Daher schadet ein solches Angebot nicht, sondern stärkt sogar die Unternehmenskultur.

Austausch zu praktikablen Lösungen

Eine Teilnehmerin beschäftigt sich momentan mit der Gestaltung der neuen Unternehmenswebseite. Hierzu wurde die Frage gestellt, ob eine gesonderte Unterseite zum Thema Frauen in technischen Berufen berücksichtigt werden sollte. Wird den Ergebnissen der IMPULS-Studie gefolgt, ist diese zusätzliche Sichtbarkeit von Frauen hilfreich, denn ein zentrales Erkenntnis ist, dass sichtbare Frauen dazu führen, dass weitere Frauen sich im Unternehmen bewerben.

Weitere Informationen

Veranstalter

​​​​​​​Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Cluster des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.