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Fluktuation: Wie lässt sich die Mitarbeiterbindung stärken?

Wie haben sich die Pandemie und andere Umbrüche auf die Bindung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Maschinen- und Anlagenbau ausgewirkt? Erste Studien belegen auch für Deutschland, dass mehr Angestellte über einen Jobwechsel nachdenken. Deshalb hat ProduktionNRW am 24. Juni 2022 eine virtuelle Veranstaltung für produzierende Unternehmen in NRW organisiert, um das Thema Fluktuation und Mitarbeiterbindung intensiver für die Branche zu betrachten und zu diskutieren.

Auswertung der Blitzumfrage zum Thema Fluktuation

Andrea Veerkamp-Walz, Referentin für Personal- und Innovationsmanagement aus der VDMA Business Advisory, stellte zunächst die Zwischenergebnisse der VDMA-Blitzumfrage vor. Dabei fokussierte sich die Umfrage in diesem Fall auf die Eigenkündigungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Auch wenn die Zwischenergebnisse keinen Anspruch auf Repräsentativität haben, bestätigen sie den Trend.  Die Eigenkündigungsquote hat mit knapp vier Prozent den höchsten Wert, der jemals über die VDMA-Benchmarks Personalarbeit ermittelt wurde. Zudem zeigt sich, dass die Eigenkündigung vor allem von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter 45 Jahre durchgeführt werden. Die Hauptgründe liegen nach Einschätzung der Ausfüllenden bei rationalen (zum Beispiel Unzufriedenheit mit der Vergütung oder den Entwicklungsperspektiven) und persönlichen Gründen (zum Beispiel Familienplanung, Umzug wegen Jobwechsel des Partners). Dreiviertel der teilnehmenden Unternehmen ergreifen Maßnahmen, um die Fluktuation im Unternehmen zu reduzieren – dazu zählen etwa eine bessere Einbindung im Unternehmen oder Nachbesserungen in der Vergütung. Zusammenfassend verdeutlichen die Umfrageergebnisse, dass die Mitarbeiterbindung wieder verstärkt in den Fokus der Personalarbeit rücken sollte.

In der anschließenden Diskussion wurden im Teilnehmerkreis unter anderem die Angebote zum mobilen Arbeiten diskutiert. Gerade die ortsunabhängigen Möglichkeiten der Arbeit befördern die Wechselabsichten, da ein Umzug zum neuen Arbeitgeber teilweise nicht mehr notwendig ist. Um die Arbeitgeberattraktivität zu steigern, kann auch die Ausweitung oder Einführung von Homeofficemöglichkeiten diskutiert werden – in diesem Bereich ist es dann aber notwendig, auch die Führungskräfte entsprechend zu schulen und teilweise neue Führungsrollen gemeinsam zu definieren.

Workshop zur Stärkung der Mitarbeiterbindung

Mithilfe des kollaborativen IT-Tools Mural erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend in einem Workshop drei Leitfragen zur Stärkung der Mitarbeiterbindung im eigenen Unternehmen. Die drei Fragestellungen bezogen sich auf die Bereiche Führung, Arbeitsbedingungen und materielle Leistungen. Zu den Fragestellungen waren jeweils Herausforderungen und Lösungsansätze zu identifizieren.

Beispielhaft wurde im Zusammenhang mit Führung fehlende Führungskompetenzen und Störungen in der Unternehmenskommunikation als Herausforderung beschrieben. Mit gezielten Weiterbildungsangeboten für Führungskräfte und einer offeneren Unternehmenskommunikation können die Herausforderungen angegangen werden – so der Teilnehmerkreis. Bei der Fragestellung zu den allgemeinen Arbeitsbedingungen wurde etwa der Wunsch nach mehr Flexibilität geäußert – mögliche Lösungsansätze beziehen sich beispielsweise auf flexiblere Arbeitszeitmodelle. Zu den materiellen Leistungen wurde das gestiegene Anspruchsdenken der Belegschaft oder das nicht vorhandene Wissen über Unternehmensleistungen kritischer hervorgehoben. Die Lösungen drehten sich vor allem um weitere materielle Leistungen wie Tankgutscheine oder ein ÖPNV-Ticket.

In der abschließenden Diskussion wurde zudem betont, dass weiterhin Vorbehalte zum mobilen Arbeiten bei vielen Führungskräften im Maschinen- und Anlagenbau existieren. Auch wurde auf Wunsch eines Teilnehmers sich über die Vor- und Nachteile der Arbeitgeberbewertungsplattform kununu umfänglich ausgetauscht. Als umfassende Schlussfolgerung wurde festgehalten, dass materielle Leistungen allein nicht die Eigenkündigungen im Unternehmen senken – es geht vielmehr darum, die emotionalen Möglichkeiten, wie erfüllende Arbeitsinhalte oder der sozialen Einbindung im Unternehmen, zu stärken.

Veranstalter

Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Kompetenznetz des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.