Die neue Ökodesign-Verordnung zielt darauf ab, Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg nachhaltig zu regulieren – der Maschinen- und Anlagenbau wird davon direkt betroffen sein.
Die EU hat mit der Einführung der neuen Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR) einen zentralen Baustein des Green Deals etabliert. Als horizontale Produktverordnung für den europäischen Binnenmarkt wird die ESPR zukünftig nicht nur energieverbrauchsrelevante, sondern auch nicht-energieverbrauchsrelevante Produkte regulieren und diese über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachten. Der Maschinenbau wird dabei sowohl direkt als auch indirekt durch die Wertschöpfungsketten betroffen sein.
Am 15. Mai 2024 organisierte ProduktionNRW eine virtuelle Informationsveranstaltung für den nordrhein-westfälischen Maschinen- und Anlagenbau. Ziel war es, über die neue Ökodesign-Verordnung mit dem digitalen Produktpass (DPP) zu informieren und erste Ansätze zur technischen Umsetzung des DPP zu präsentieren.
Überblick und Betroffenheit zur Ecodesign for Sustainable Products Regulation
Frederike Krebs, Referentin im VDMA-European Office, erläuterte zunächst die neue Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte. Die neue Verordnung gilt als Hauptinstrument für EU-Kreislaufprodukte und umfasst zukünftig neben energieverbrauchsrelevanten, auch nicht-energieverbrauchsrelevante Produkte. Dazu zählen auch Zwischenprodukte wie Stahl, Eisen, Aluminium und Chemikalien sowie B2B-Produkte wie Elektromotoren oder Pumpen. Künftig sollen für alle Produkte Anforderungen im Sinne der besseren Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Reparierbarkeit erreicht werden.
Zur Erreichung dieser Ziele wird der DPP eingeführt. Dieser ermöglicht eine strukturierte Sammlung produktbezogener Daten mit vordefiniertem Umfang sowie vereinbarten Eigentums- und Zugriffsrechten, die über eine eindeutige Kennung übermittelt werden. Ein dezentraler, europäischer Datenraum, basierend auf harmonisierten Normen, wird zur Umsetzung entwickelt. Laut EU sollen die ersten Produkte unter der neuen Ökodesign-Verordnung und mit einem DPP ab 2027 reguliert werden.
Der Maschinen- und Anlagenbau wird bis 2027 direkt von der Revision energieeffizienter Produkte wie Elektromotoren betroffen sein, aber auch indirekt durch die Nutzung und Weiterverarbeitung von Zwischenprodukten wie Stahl, Eisen und Aluminium sowie über die Wertschöpfungsketten. Ab 2027 wird sich die Betroffenheit auf weitere Produktgruppen ausweiten.
Technische Umsetzung des digitalen Produktpasses
Richard Merkel, Referent aus der VDMA-Technikpolitik und Standardisierung, präsentierte erste Ansätze zur technischen Umsetzung des DPP. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines DPP-Systems, das die IT-Architektur etwa zur Interoperabilität, Speicherung und Verarbeitung umfasst. Dabei wird deutlich, dass mit zunehmender Produktkomplexität auch die Anforderungen an den DPP steigen. Zudem deutet sich bereits an, dass der zeitliche Rahmen zur Umsetzung der Normungsaktivitäten um das DPP-System von europäischer Seite zu ambitioniert und möglicherweise nicht bis 2025 umsetzbar sind.
Erfahrungsaustausch und Diskussion
In der abschließenden Diskussionsrunde wurde das europäische Vorgehen besonders für kleine und mittelständische Unternehmen kritisch hinterfragt. Als Chance wird mehr Transparenz über die eigenen Produkte erhofft: Beispielsweise kann nachverfolgt werden, wo sich ein Produkt am Ende seines Lebenszyklus befindet oder welche Komponenten besonders anfällig für Verschleiß sind. Dabei gilt der DPP als Voraussetzung für die Inverkehrbringung von betroffenen Produkten in der EU – sowohl für EU- als auch Non-EU-Unternehmen. Daher wird empfohlen, dass sich der Maschinen- und Anlagenbau frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzt.
Veranstalter
Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Cluster des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.