Eltern haben weiterhin Einfluss auf die berufliche Orientierung der eigenen Kinder. Um Nachwuchs für den Maschinenbau zu gewinnen, sind Eltern daher frühzeitig einzubeziehen.
Eltern nehmen nach wie vor eine entscheidende Rolle bei der Berufsorientierung ihrer Kinder ein und sind wichtige Gesprächspartner. Allerdings wird die Entscheidungsfindung zunehmend durch die steigende Komplexität und Undurchsichtigkeit der Bildungs- und Ausbildungswege erschwert. Viele Jugendliche – aber auch ihre Eltern – haben die Befürchtung, eine vermeintlich falsche Entscheidung zu treffen. Obwohl Eltern einen erheblichen Einfluss auf die berufliche Orientierung ihrer Kinder haben, nehmen diese die Unterstützungsrolle unterschiedlich wahr. Dies kann auf Unwissenheit, erhöhten Ehrgeiz sowie Gefühle der Überforderung, Ratlosigkeit oder Hilflosigkeit zurückzuführen sein. Daher ist es wichtig, Eltern in diesem Berufsorientierungsprozess zu unterstützen.
Am 15. September 2023 hat ProduktionNRW einen Erfahrungsaustausch für den nordrheinwestfälischen Maschinen- und Anlagenbau bei der Firma GEA Westfalia Separator Group GmbH in Oelde durchgeführt, um Möglichkeiten zur Einbindung von Eltern in der beruflichen Orientierung zu erörtern. Auch wenn in dieser Hinsicht möglicherweise andere Akteure stärker in der Verantwortung sind, haben auch Unternehmen verschiedene Ansatzpunkte, um die eigenen Bemühungen zu verstärken und zu vertiefen.
Eltern mit ins Boot – Berufsorientierung mit Strategie
Miriam Schöpp, Referentin für berufliche Bildung beim Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW), stellte zunächst die Rolle der Eltern in der Berufsorientierung dar. Verschiedene Umfragen belegen, dass Eltern und Familie eine zentrale Rolle in diesem Prozess einnehmen und in beratender Funktion, als Prozessbegleitung sowie als Motivationsquelle an unterschiedlichen Stellen beteiligt sind. Trotz dieser zentralen Bedeutung sind viele Eltern in Bezug auf die Berufswahl der eignen Kinder oft nicht ausreichend informiert. Viele haben keine Vorstellung von zukünftigen Berufsmöglichkeiten. Die Umfragen belegen zudem, dass Unternehmen als Austauschpartner wichtig sind – wichtiger als beispielsweise Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Unternehmen, Eltern potenzieller Azubis zu erreichen. Neben Schulkooperationen mit Betriebsbesichtigungen, Berufsorientierungstage oder Praktika, erfordert die Gestaltung von Veranstaltungen für Eltern mehr Kreativität. Hierzu zählen beispielsweise Elternabende, interkulturelle Angebote wie ein Eltern-Kaffee oder Eltern-Schülerinnen sowie Schüler-Workshops. Die Berufsorientierung könnte hier mit anderen Themen oder Events kombiniert werden, um ein zusätzliches Erlebnis zu schaffen. Grundsätzlich sollten Unternehmen in der Kommunikation mit den Eltern vermitteln, dass der Nachwuchs in ein gutes Umfeld kommt, Aussicht auf ein gesichertes Einkommen hat, die Ausbildung der Start in die berufliche Zukunft ist und die Attraktivität des Ausbildungsbetriebs hervorheben.
Praxisbericht: Das Unternehmen als Kümmerer
Im Anschluss stellten Ralph Hackelbörger, Ausbildungsleiter, und Michael Steinkamp, Koordinator Duales Studium, beide bei GEA Westfalia Separator Group GmbH, die Herangehensweise des Unternehmens zum Thema Elternarbeit dar. Auch bei der GEA Westfalia Separator Group GmbH sind Eltern im Kontext der Ausbildung die wichtigsten Ansprechpersonen, wobei zwischen Eltern, die mit ihren Kindern sprechen, und solchen, die anstelle ihrer Kinder sprechen, differenziert wird. Es ist daher wichtig, auf die jeweiligen Rahmenbedingungen angemessen einzugehen.
Beispielsweise hat sich die Kommunikation mit den Eltern vor Ausbildungsbeginn als äußerst erfolgreich erwiesen. Dies erfolgte durch die Teilnahme an Ausbildungsmessen, Informationsveranstaltungen im Unternehmen wie Elternabende oder durch die Unternehmensveranstaltung „Tag der Ausbildung“. Insbesondere der „Tag der Ausbildung“ erfordert zwar zusätzliche Werbeaufwendungen und einen erheblichen organisatorischen Aufwand, bietet jedoch die Möglichkeit, den Kontakt zu vielen Eltern herzustellen. Nach Ausbildungsbeginn bietet die GEA Westfalia Separator Group GmbH zudem regelmäßig auch Informationsveranstaltungen für Eltern an, die sowohl digital als auch in Präsenzformaten stattfinden.
Erfahrungsaustausch zur Einbindung von Eltern in der beruflichen Orientierung
In den zwischenzeitlichen Diskussionen wurden unterschiedliche Aspekte aufgegriffen. Gerade um Eltern zu erreichen, sollte die Informationen zur Ausbildung mit Entertainment verbunden werden, wie beispielsweise eine gemeinsame Radtour. Auch wurde die berufliche Orientierung an Schulen kritisiert, die teilweise nicht oder mangelhaft durchgeführt wird. Unternehmen bekommen dadurch keinen Kontakt zur heranwachsenden Generation, wodurch auch die Attraktivität der Ausbildung in der jungen Generation sinkt. Es stellte sich heraus, dass berufliche Orientierung an Schulen vor allem durch individuelles Bemühen von Einzelpersonen abhängig ist.
Abschließend hat GEA Westfalia Separator Group GmbH noch einen Einblick in die Ausbildungswerkstatt und die Produktion in Form eines Firmenrundgangs gegeben.
Weitere Hinweise
- SchuleWirtschaft: Material aus der Praxis finden Sie hier.
- Die Broschüre Eltern ins Boot holen finden Sie hier.
- KOFA: Ausbildung im Betrieb finden Sie hier.
Veranstalter
Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Cluster des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.