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CSRD-Reporting: Herausforderungen und Umsetzungsstrategien

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erweitert deutlich den Anwendungsbereich der unternehmerischen Berichtspflichten für soziale und ökologische Aktivitäten. In Deutschland werden von aktuell rund 500 Unternehmen künftig knapp 15.000 Unternehmen betroffen sein. Die CSRD erfordert von Unternehmen unter anderem die Berichterstattung über ihre Nachhaltigkeitsstrategien und -ziele zur Identifizierung der Auswirkungen, Chancen und Risiken entlang der eigenen Wertschöpfungskette sowie entsprechender Maßnahmen und Kennzahlen dazu.

Am 11. April 2024 organisierte ProduktionNRW einen Erfahrungsaustausch für den NRW-Maschinen- und Anlagenbau bei der LEMKEN GmbH & Co. KG in Alpen, um die Auswirkungen einer CSR-Berichterstattung vorzustellen und anhand eines Praxisbeispiels zu erläutern. Darüber hinaus lag der Schwerpunkt auf einem intensiven Austausch unter den Teilnehmenden.

CSRD: Erhöhte Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung

Judith Herzog-Kuballa, VDMA Abteilung Umwelt und Nachhaltigkeit, skizzierte zunächst die wachsenden rechtlichen Anforderungen im Bereich der nachhaltigen Berichterstattung. Die CSRD zielt unter anderem darauf ab, in diesem Bereich der Unternehmensaktivitäten mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit herzustellen. Zukünftig sind nicht nur kapitalorientierte Unternehmen, sondern alle großen Kapitalgesellschaften und haftungsbeschränkten Personenhandelsgesellschaften betroffen. Nach EU-Definition betrifft dies Unternehmen, die mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllen:

  • über 25 Millionen Euro Bilanzsumme
  • über 50 Millionen Euro Umsatz
  • über 250 Beschäftigte

Daher können auch kleinere börsennotierte Unternehmen dazu verpflichtet werden, über ihre sozialen und ökologischen Aktivitäten zu berichten. Ein Schwerpunkt der Berichtspflichten liegt auf der Wesentlichkeitsanalyse, bei der ein Nachhaltigkeitsaspekt als „wesentlich“ betrachtet wird, wenn dieser entweder die Kriterien für die Wesentlichkeit der Auswirkungen durch Aktivitäten des Unternehmens (Impact Materiality), oder für die finanzielle Wesentlichkeit, die Chancen du Risiken auf das eigene Geschäftsmodell bezogen (Financial Materiality) oder für beides erfüllt. Infolgedessen ist eine Auseinandersetzung mit der Wesentlichkeit für berichtspflichtige Unternehmen elementar notwendig, um beispielsweise eine geeignete Organisations- und Daten-Struktur aufzubauen.

Zusätzlich müssen von der CSRD verpflichtete Unternehmen in ihrem Bericht auch bestimmte Angaben zu ihren wirtschaftlich grünen Aktivitäten im Rahmen der Sustainable Finance Taxonomie vorlegen. Mit der Taxonomie-Verordnung (EU) 2020/852 verfolgt die EU das Ziel, einen Rahmen zur Förderung nachhaltiger Investitionen zu schaffen. Teil dieses Rahmens ist ein europäisches Klassifikationssystem für nachhaltige Tätigkeiten, das festlegt, welche wirtschaftlichen Tätigkeiten zukünftig als nachhaltig/ökologisch eingestuft werden.

Praxisbericht: Umsetzungsansätze eines Nachhaltigkeitsreporting

Ina Högele, Leiterin Strategische Projekte, ESG und Recht bei LEMKEN GmbH & Co. KG, präsentierte gemeinsam mit ihrem ESG-Team den strategischen Ansatz zur Implementierung eines eigenen Nachhaltigkeitsberichts. Zunächst wurden die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen den ESG-Bereichen zugeordnet. Anschließend wurden bestehende Projekte bei LEMKEN den SDGs zugewiesen und neue Projekte identifiziert. Die Priorisierung erfolgte anhand von gesetzlichen Vorgaben wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und der CSRD. Durch eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse und einer Stakeholder-Befragung wurden die zu berichtenden Bereichen identifiziert. Das ESG-Team beschäftigt sich zudem mit der Erfassung von Emissionen im Unternehmen und entlang der Wertschöpfungskette, dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und der EU-Taxonomie, um den gesetzlichen Berichtsanforderungen gerecht zu werden.

Erfahrungsaustausch und Diskussion

In der abschließenden Diskussion tauschten die Teilnehmenden ihre Erfahrungen zu unterschiedlichen Fragen des Tages aus. Unter anderem wurde die Ressourcenplanung für die Erstellung eines CSRD-Berichts erörtert. Dabei erwies es sich als vielversprechend, ein interdisziplinäres Team unterhalb der Geschäftsführung einzusetzen. Die Einbindung verschiedener Standorte in eine umfassende Berichterstattung wurde ebenfalls diskutiert, wobei die Herausforderung darin besteht, wie diese in die Wesentlichkeitsanalyse integriert werden können. Darüber hinaus zeigte sich aber, dass die teilnehmenden Unternehmen trotz fortgeschrittenen Kenntnisstands viele Aspekte des Reportings noch nicht umsetzen können, da die Herausforderung immens und noch viele Umsetzungsfragen offen sind.

Veranstalter

Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Cluster des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.​​​​​​