Ansätze zum Pre-, On- und Offboarding in der Ausbildung stärken die Unternehmensbindung und können einen Beitrag zur Reduktion von Ausbildungsabbrüchen leisten.
Der Maschinen- und Anlagenbau weist eine der höchsten Ausbildungsquoten und Ausbildungsbetriebsquoten im verarbeitenden Gewerbe auf. Dennoch steht auch diese Branche zunehmend vor der Herausforderung, ausreichend Auszubildende zu gewinnen und langfristig zu binden. Unternehmen setzen verschiedene Maßnahmen ein, um Auszubildende stärker in ihre Unternehmen zu integrieren und Ausbildungsabbrüchen entgegenzuwirken.
Mit dem Pre-, On- und Offboarding in der Ausbildung werden drei Phasen beschrieben, die jeweils einen anderen Schwerpunkt setzen und mit unterschiedlichen Ansätzen die Bindung an das jeweilige Unternehmen steigern. ProduktionNRW führte am 28. November 2023 einen virtuellen Erfahrungsaustausch durch, um die verschiedenen Herangehensweisen zu diskutieren.
Die Ausbildung umfänglich begleiten
Frederik Knack, Referent der VDMA Bildung, stellte zunächst heraus, dass Pre-, On- und Offboarding teil eines ganzheitlichen Personalmanagements ist. Besonders relevant ist diese Thematik, weil über die Hälfte der neuen Mitarbeitenden vor dem ersten Arbeitstag beziehungsweise innerhalb der ersten 100 Arbeitstage kündigen. Als Grund für die Frühfluktuation werden beispielsweise die unerfüllten Erwartungen der neuen Azubis genannt – mit einem durchdachten Pre-, On- und Offboarding-Prozess können diese Erwartungen zumindest stärker begleitet werden.
Um die Begriffe einzuordnen, ist zunächst eine Definition notwendig. Das Preboarding beschreibt den Zeitraum zwischen der Vertragsunterschrift und dem 1. Arbeitstag. Das Onboarding umfasst den zeitlichen Abschnitt vom ersten Arbeitstag bis zum Ende der Einarbeitung beziehungsweise der Probezeit. Mit dem Offboarding wird abschließend der Prozess des Ausscheidens aus dem Unternehmen beziehungsweise eines Fachbereichs beschrieben. Die unterschiedlichen Boarding-Maßnahmen setzen nach dem Recruiting an und gehen in Weiterbildungs- und Fortbildungsangebote über.
Um die unternehmerischen Möglichkeiten im Pre-, On- und Offboarding darzustellen, wurde abschließend eine Checkliste für die unterschiedlichen Phasen präsentiert. Diese Sammlung von Maßnahmen dient eher dem Aufzeigen von Möglichkeiten und ist an die jeweiligen Unternehmensbedürfnisse anzupassen. Dabei ist es wichtig, die Prozesse zu steuern, um die Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen zu messen.
Pre-, On- und Offboarding in der Ausbildung bei Alfred H. Schütte
Ines Schlömer, HR Business Partner bei Alfred H. Schütte GmbH & Co KG, präsentierte im Anschluss konkrete Ansätze zur Bindung von Auszubildenden anhand von Beispielen aus dem Unternehmen:
- Preboarding: Vor dem Beginn ihrer Ausbildung erhalten neue Azubis unter anderem ein Paket, das neben einem kleinen Geschenk auch eine individuelle Grußbotschaft von früheren Auszubildenden enthält. Zudem wird ein Azubi-Fest im Sommer veranstaltet, an dem auch angehende Auszubildende teilnehmen können.
- Onboarding: Der erste Tag im Unternehmen ist strukturiert und beinhaltet beispielsweise eine Begrüßung mit Kennenlernrunde, die Aushändigung der Arbeitskleidung und ein gemeinsames Mittagessen in der Kantine. In den folgenden Wochen stehen weitere Pflichtprogramme wie ein Erste-Hilfe-Kurs oder Feedbackgespräche im Fokus. Zusätzlich werden auch Teambuilding-Aktivitäten wie sportliche Unternehmungen oder soziales Engagement angeboten.
- Offboarding: Nach Abschluss der Ausbildung führen die Azubis bei Alfred H. Schütte beispielsweise ein Austrittsgespräch, in dem ihre Entwicklung evaluiert wird. Dabei wird unter anderem überprüft, ob die Lernziele erreicht wurden und wie die Abteilungsleitung diese Entwicklung einschätzt. Wenn Auszubildende das Unternehmen zum Beispiel für ein Studium verlassen, werden sie in einen Talentepool aufgenommen.
Erfahrungsaustausch und Diskussion
In der abschließenden Diskussion wurden einerseits die dargestellten Ansätze und andererseits weitere Möglichkeiten der Bindung erörtert. Besonders positiv hervorgehoben wurde der Vorschlag, die neuen Auszubildenden vor Ausbildungsbeginn einzuladen, um bereits zu diesem Zeitpunkt die Arbeitskleidung auszuhändigen.
Zusätzlich zu den bereits genannten Maßnahmen wurde ein weiterer Ansatz dargestellt: Die frühzeitige Einbindung der Auszubildenden in die interne Kommunikation, beispielsweise über Plattformen wie MS Teams. Dies ermöglicht eine frühe Integration und trägt dazu bei, das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen frühzeitig zu stärken.
Veranstalter
Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Cluster des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.