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Was sind die Future Skills im Maschinen- und Anlagenbau?

Die Anforderungen im Maschinen- und Anlagenbau werden zunehmend komplexer, etwa durch die digitale Transformation oder den zunehmenden, internationalen Wettbewerb. Dadurch ändern sich die Aufgaben und neue Kompetenzen werden von den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern benötigt. Für ein zukunftsorientiertes Kompetenzmanagement ist der entscheidende Ausganspunkt, diese Zukunftskompetenzen – oder auch „Future Skills“ – zu definieren.

Doch welche Zukunftskompetenzen sind besonders relevant? Und wie ist die eigene Belegschaft auf diese Herausforderungen vorzubereiten? Diesen und anderen Fragen ist ProduktionNRW am 9. Juni 2022 in einer Präsenzveranstaltung mit einem innovativen BarCamp nachgegangen.Studienvorstellung: Future Skills im Maschinen- und Anlagenbau

Studienvorstellung: Future Skills im Maschinen- und Anlagenbau

Dr. Jörg Friedrich, VDMA-Abteilungsleiter Bildung, präsentierte zu Beginn die zentralen Ergebnisse der Studie „Future Skills im Maschinen- und Anlagenbau“, die der VDMA gemeinsam mit dem Kienbaum Institut @ ISM durchgeführt hat. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  • 90 Prozent der befragten Unternehmen befinden sich in Veränderungsprozessen. Diese sind vor allem technologischer, organisationaler oder/und prozessualer Natur. Über Veränderungen der Unternehmenskultur berichten 17 Prozent der befragten Unternehmen.
  • Die Mehrheit der Unternehmen ist sich bewusst, wie wichtig Zukunftskompetenzen für den langfristigen Unternehmenserfolg sind. Knapp jedes zweite Unternehmen arbeitet derzeit an der Definition dieser Kompetenzen. Jedes zehnte Unternehmen hat diese bereits in Form eines Kompetenzmodells definiert.
  • Zukunftskompetenzen sind rar: Vier von fünf Unternehmen sehen sich – auch aufgrund des Fachkräftemangels – mit einem „Skill-Gap“ konfrontiert. Sie geben an, in den nächsten 5 bis 10 Jahren die benötigten Zukunftskompetenzen aufbauen zu müssen.
  • Die größten Entwicklungspotenziale sehen die Unternehmen beispielweise in interdisziplinärem Arbeiten, Agilität und Veränderungsbereitschaft.
  • Um die notwendigen Kompetenzen sicherzustellen, setzen rund 80 Prozent der Unternehmen dabei auf das Recruiting neuer Fachkräfte mit den entsprechenden Kompetenzen.
  • Weiterbildung wird als genauso wichtig eingestuft. 80 Prozent der Unternehmen bilden ihre Fachkräfte fort (Upskilling). Auch Umschulung (Reskilling) wird von 56 Prozent der Unternehmen eingesetzt, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu qualifizieren.
  • Führung heißt für die Mehrheit der Unternehmen vor allem die Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Virtuelle Führung sowie die Entwicklung von Digitalstrategien und digitalen Geschäftsmodellen sind weitere wichtige Führungsaufgaben.

Die nachfolgende Diskussion behandelte schwerpunktmäßig die Fragestellung, ob die Studie und die dazugehörige Handreichung auch für den Mittelstand geeignet und dort umsetzbar sind. Im Verlauf des weiteren Austausches wurde klargestellt, dass die Studie vor allem als Orientierung dienen soll. Es ist zentral, dass die Ergebnisse und Empfehlungen aus der Studie und der Handreichung an die jeweiligen Bedingungen und die individuelle Ausrichtung des jeweiligen Unternehmens anzupassen sind.

Kompetenzmanagement bei WILO

Claudia Fischer, Global Head of Change Academy bei WILO SE, und Björn Sparbrod, Vice President Group Product Management bei WILO SE, gaben anschließend einen Einblick in Umsetzung des Kompetenzmanagements bei WILO. Björn Sparbrod stellte zunächst das Skill Development bei WILO für den Bereich Group Product Management vor, welcher das „traditionelle“ Produktmanagement, die digitalen Lösungen sowie die technischen Trainings umfasst. Hier spielt vor allem die nachhaltige und strukturierte Entwicklung von fachlichen sowie generellen Kompetenzen seit 2019 eine übergeordnete Rolle. Zudem wurde die Entwicklung der globalen technischen Trainings nach neusten methodischen und didaktischen Erkenntnissen überarbeitet. Diese neu aufbereiteten Lerninhalte werden ab Mitte 2022 sukzessive in die Organisation ausgerollt.

Claudia Fischer stellte anschließend das neue, sich gerade im Roll-out befindende WILO Kompetenzmodell und den damit zusammenhängenden Implementierungsprozess vor. Dieses Kompetenzmodell besteht aus Kernkompetenzen und individuellen Kompetenzen. Die Kernkompetenzen verbinden alle WILO-Mitarbeitenden weltweit, während die individuellen Kompetenzen jobspezifisch sind. Die neue Lernkultur bei WILO setzt darauf, dass die kompetenzspezifischen Lerninhalte von der Belegschaft selbstgesteuert trainiert werden.

Die anschließende Diskussion drehte sich unter anderem um die Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter in der Produktion. Als Herausforderung wurde herausgestellt, diese erfolgreich in das Kompetenzmanagement einzubinden, da diese keinen Zugang zur digitalen Welt haben beziehungsweise sich den Möglichkeiten verwehren.

BarCamp – ein ideales Tool zum Austausch und Netzwerken

Abschließend stand der Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Mittelpunkt. Hierzu stellte Dr. Jörg Friedrich das innovative BarCamp-Format vor: Bei einem BarCamp steht lediglich das Thema fest, eine Agenda ist nicht vorgegeben. Diese entsteht nach einer kurzen Einstimmung aus den Vorschlägen der Teilnehmenden, die dann zu „Session-Gebenden“ werden. Nach der sogenannten „Session-Planung“ sucht sich jede Person ein interessantes Thema aus. Die Ablauf-Gestaltung in der jeweiligen Session liegt bei den Session-Gebenden. Dabei ist es sogar gewünscht, die Diskussionsrunden zu wechseln, sollte der Verlauf des Austauschs nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen.

Am 9. Juni 2022 diskutierten die Anwesenden im BarCamp unter anderem die digitalen Herausforderungen in der beruflichen Weiterbildung, praktischen Hinweisen zu Best-Practice-Formaten der Weiterbildung oder Führung auf Distanz. Obwohl das Format BarCamp im Teilnehmerkreis kaum bekannt war, wurde das Format angenommen und führte zu einem entspannten, themenbezogenen Austausch.

Weitere Informationen:
  • VDMA/Kienbaum-Studienergebnisse „Future Skills im Maschinen- und Anlagenbau“ finden Sie hier.
Veranstalter

Die Veranstaltung wurde vom VDMA in Kooperation mit ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Kompetenznetz des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.