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QM-Corner: Mit ISO 9001 Risiken managen, Chancen nutzen

Die Veröffentlichung der überarbeiteten ISO 9001 verzögert sich voraussichtlich bis Herbst 2026, ursprünglich war die Veröffentlichung für Ende 2025 geplant. Bereits im April 2024 wurde der erste Entwurf, der Committee Draft CD, bekannt gegeben und den Mitgliedern des ISO-Gremiums TC 176 zur Diskussion vorgelegt. Eines der zentralen Elemente dieser Revision ist das integrierte Chancen- und Risikomanagement.

Ein wirkungsvolles Chancen- und Risikomanagement gilt als Schlüssel, um Unternehmen widerstandsfähig, zukunftsfähig – im Idealfall sogar antifragil – aufzustellen. Dabei geht es nicht nur darum, Risiken zu erkennen und zu vermeiden, sondern auch darum, aktiv Chancen zu nutzen und systematisch zu gestalten. Besonders im Maschinen- und Anlagenbau, wo Unternehmen häufig mit komplexen technischen Anforderungen, Lieferkettenrisiken, rechtlichen Unsicherheiten und internen Prozessherausforderungen konfrontiert sind, ist ein frühzeitiger und strukturierter Umgang mit Risiken und Chancen erfolgsentscheidend. Gleichzeitig birgt ein gut etabliertes Chancenmanagement enorme Potenziale: technologischen Innovationen, effizientere Prozesse sowie Stärkung von Kundenbindung und Mitarbeitermotivation.

Um Unternehmen in Nordrhein-Westfalen praxisnahe Impulse zu diesen Themen zu geben, veranstaltete ProduktionNRW am 10. Juli 2025 eine digitale Ausgabe der QM-Corner.

Risiken- und Chancenmanagement in der ISO 9001

Jörg Rinn, Projektleiter bei der GUKSA GmbH, verdeutlichte, wie die bisherige ISO 9001:2015 Organisationen dazu verpflichtet, Risiken und Chancen im gesamten Qualitätsmanagementsystem zu berücksichtigen – von der Analyse des organisatorischen Kontexts über die strategische Planung bis hin zur regelmäßigen Managementbewertung. Risiken werden dabei als Auswirkungen von Ungewissheiten definiert, die sowohl positive als auch negative Folgen haben können.

Die Norm gibt keine konkreten Methoden zur Risiko- und Chancenermittlung vor, empfiehlt aber systematische Vorgehensweisen. Dies kann z.B. durch SWOT-Analysen, Priorisierungen oder strukturierte Risikobewertungen erfolgen. Anhand eines Projektbeispiels zur Unternehmenskooperation wurde praxisnah gezeigt, wie sich Risiken in vier Schritten effektiv managen lassen: Analyse (z. B. mittels SWOT), Priorisierung (z. B. durch Paarvergleiche), Bewertung (z. B. in Form einer Risikolandkarte) und Ableitung konkreter Maßnahmen. Besonders kritische Risiken werden durch Maßnahmenpläne, Zuständigkeiten und Fortschrittskontrollen gezielt bearbeitet.

Abschließend betonte Jörg Rinn, dass Risikomanagement nicht mit Risikovermeidung gleichzusetzen sei. Vielmehr geht es darum, kalkulierte Risiken bewusst einzugehen, um Chancen aktiv zu nutzen – ein zunehmend bedeutsames Führungsinstrument, nicht nur in der ISO 9001, sondern auch im Zusammenspiel mit anderen Normen wie ISO 14001 oder ISO 27001.

Diskussion und Austausch

Im anschließenden Austausch diskutierten die Teilnehmenden unter anderem die angemessene Detaillierung bei der Risikoaufstellung sowie konkrete Vorgehensweisen bei der Risikobewertung. Dr. Frank Bünting, stellvertretender Abteilungsleiter der VDMA Business Advisory, hob abschließend hervor, dass Risikomanagement nicht allein für externe Auditoren betrieben werden sollte. Aktives Risikomanagement bedeutet, aus Fehlern gezielt zu lernen und daraus Verbesserungen abzuleiten – für echte Qualitätsentwicklung.

Veranstalter

Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Cluster des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.