Der Krankenstand bleibt auch im Maschinen- und Anlagenbau auf hohem Niveau. In der Veranstaltung wurden aktuelle Entwicklungen beleuchtet und Handlungsoptionen diskutiert.
Der Krankenstand in Deutschland hat im vergangenen Jahr erneut einen Höchststand erreicht – in einigen Branchen verschärft sich die Situation weiter. Auch der Maschinen- und Anlagenbau ist betroffen: Viele Unternehmen berichten über dauerhaft hohe krankheitsbedingte Ausfälle. Die Ursachen sind vielfältig. Neben einer zunehmenden Zahl älterer Beschäftigter (die im Durchschnitt seltener aber gegebenenfalls länger krank sind) nimmt auch der Fachkräftemangel und die lückenlose Erfassung durch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung eine Rolle.
Um dieser Tendenz der steigenden Krankheitsausfälle entgegenzuwirken, rückt das Gesundheitsmanagement mit Maßnahmen wie gut geführte Rückkehrgespräche, Ursachenanalyse und Transparenz innerhalb des Unternehmens in den Vordergrund. Aber auch eine förderliche Führungs- und Teamkultur können einen Beitrag zur Vermeidung und Verkürzung von Krankheitszeiten leisten.
Am 26. September 2025 veranstaltete ProduktionNRW einen virtuellen Erfahrungsaustausch zu diesem aktuellen Thema. Vorgestellt und diskutiert wurden die Ergebnisse einer aktuellen Blitzumfrage zum Krankenstand im Maschinen- und Anlagenbau mit Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen.
Stimmungsbild-Abfrage: Darstellung der Umfrageergebnisse
Andrea Veerkamp-Walz, Referentin in der VDMA Business Advisory, präsentierte die zentralen Befunde der Umfrage. Demnach verharrt der Krankenstand im Maschinen- und Anlagenbau auf einem hohen Niveau von sechs Prozent. 54 Prozent der Befragten gaben an, dass sich der Krankenstand in den vergangenen zwei Jahren weiter erhöht hat.
Die Auswirkungen auf die Produktivität werden unterschiedlich eingeschätzt: Während 55 Prozent der Unternehmen eine spürbare Verschlechterung feststellen, sehen 30 Prozent keine wesentlichen Veränderungen. Als Gründe für den Anstieg nannten die Befragten unter anderem Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem – wie die erleichterte telefonische Krankschreibung oder großzügige Attestierung durch Ärzte – sowie eine sinkende Arbeitsmoral und gesellschaftlichen Wandel, die sich in häufigeren Krankmeldungen äußere.
Zur Senkung des Krankenstands setzen Unternehmen bereits auf vielfältige Ansätze. Im Mittelpunkt stehen die Verbesserung der Arbeitsbedingungen (etwa Ergonomie, flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice, Strukturen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement) sowie steuernde Maßnahmen wie Rückkehrgespräche oder Ursachenanalysen.
Für die Zukunft wünschen sich die Unternehmen insbesondere Angebote zur Stärkung der psychischen Gesundheit, etwa durch Employee Assistance Programme, Coaching oder Programme zur mentalen Stabilität. Ergänzend stehen Maßnahmen zur Verhaltensprävention im Fokus, darunter Sportangebote, bewegte Pausen, Gesundheitstage, Weiterbildungen oder Ernährungsinformationen.
Diskussion und Erfahrungsaustausch
In der abschließenden Diskussion setzten sich die Teilnehmenden intensiv mit den Ursachen und Maßnahmen rund um den hohen Krankenstand auseinander. Viele der genannten Gründe fanden Zustimmung. Gleichzeitig wurde betont, dass Unternehmen aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht nur eingeschränkt Einblicke in die tatsächlichen Hintergründe von Krankmeldungen erhalten.
Besonders im Bereich der Maßnahmen wurde deutlich, dass deren Erfolg stark von der Umsetzung abhängt. So sei es entscheidend, dass Führungskräfte die Initiativen aktiv unterstützen und vorleben, um die Akzeptanz in der Belegschaft zu fördern. Darüber hinaus kam der Einfluss der Unternehmenskultur zur Sprache. Mehrere Teilnehmende berichteten, dass Fehlzeiten spürbar variieren können – etwa abhängig von der Präsenz einzelner Führungskräfte. Hier wurde ein verstärkter Bedarf an Fort- und Weiterbildungen im Bereich Führungskultur und Mitarbeiterführung gesehen.
Veranstalter
Die Veranstaltung wird von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Cluster des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.