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Geeignete Strukturen für Innovationen durch Ambidextrie

Die Veranstaltung am 07. April 2022 beschäftigte sich damit, wie innerhalb einer Organisation sowohl gleichzeitig disruptive Innovationen als auch Routinen koexistieren können. Häufig wird versucht, Innovationen und Routinen gegeneinander auszuspielen – alle Führungskräfte oder alle Mitarbeiter müssen kreativ und innovativ sein und das ganze Unternehmen wird im Rahmen eines Change Managements „auf den Kopf gestellt“ und sehr gute, funktionierende Routinen durch etwas Neues abgelöst – oder alle müssen effizient sein und die „Zahlen“ erfüllen.

Mit dem Ambidextrie-Ansatz kann dieser scheinbare Widerspruch aufgelöst werden und sowohl Innovationen als auch Routinen ein Raum geboten werden. Der aus dem Lateinischen stammende Begriff hat sich zuerst in der Medizin durchgesetzt und bedeutet die gleichwertige Nutzung beider Hände. Übertragen auf Organisationen wird daraus organisationale Ambidextrie und bedeutet die Gleichzeitigkeit von Routinen beziehungsweise Effizienz auf der einen Seite und Innovationen beziehungsweise Flexibilität auf der anderen Seite.

Im besten Fall optimiert eine Organisation also gleichermaßen ihre bestehenden Prozesse (Exploitation) und erarbeitet neue Geschäftsfelder (Exploration) – oder ersetzt bestehende Prozesse durch neue, falls diese besser sind. Bei der Exploitation (Ausbeutung) wird der Fokus auf das Kerngeschäft gelegt und formale, starre Organisationsstrukturen beibehalten mit einem eher zu Hierarchie und Autorität neigenden Führungsstil.

Im Gegenzug dazu stehen bei der Exploration Innovation sowie Kreativität im Vordergrund und alte Strukturen werden durch agile Organisationsformen ersetzt, um neue Lösungen zu finden. Der Führungsstil ist dabei eher visionär und zielt auf langfristige Erfolge ab. In der Praxis gibt es immer das gesamte Kontinuum an mehr oder weniger umgesetzter Ambidextrie.

Um die Ambidextrie in einer Organisation umzusetzen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: durch 1) zeitliche Ambidextrie, 2) kontextuelle Ambidextrie oder 3) strukturelle Ambidextrie. Je nach Ausgangssituation kann zum Beispiel eine zeitlich beschränkte oder eine kontext-themenspezifische Ambidextrie in Form von Projekten oder auch eine strukturelle Ambidextrie durch die Schaffung eines firmeninternen Inkubators hilfreich sein.

Im Zuge der Veranstaltung wurde der Fokus vor allem auf die strukturelle Ambidextrie und dort auf die explorative Seite gelegt. Das Praxisbeispiel von Alfred Kärcher SE & Co. KG zeigte, wie dies in Form eines Corporate Inkubators umgesetzt werden kann. Erfolgsversprechende Ideen werden dabei zu Geschäftsideen weiterentwickelt. Die Mitarbeiter mit den guten Ideen werden dabei durch Trainings-, Coaching- und Mentoring-Maßnahmen unterstützt und erhalten auch die notwendigen Ressourcen – finanziell, räumlich und zeitlich. Der auf den Inkubator aufbauende Accelerator dient der Skalierung von besonders erfolgversprechenden marktreifen Ideen. Ziel dieser strukturellen Ambidextrie ist unter anderem die Beschleunigung und Förderung von radikalen Ideen, des Unternehmertums und eines Startup-Spirits – unabhängig von dem Alltag des Kerngeschäfts.

Eine Umfrage unter den Veranstaltungsteilnehmenden zeigte, dass das Konzept der Ambidextrie so gut wie nicht bekannt war. Die Befragten, die sich schon mit dem Thema auseinandergesetzt haben, sehen es als eine Herausforderung an, das Konzept in den Arbeitsalltag zu integrieren und auch die Schnittstellen zwischen beiden Teilen, Exploitation und Exploration, erfolgreich zu gestalten.

Veranstalter

Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Kompetenznetz des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.