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Ansätze für stabilere Lieferketten im Einkauf

Der Einkauf hat sich mit vielen Krisen auf einmal auseinanderzusetzen: Corona, Versorgungsengpässe, Energiekrise. Eine Krise ist noch nicht bewältigt, da folgt schon die nächste. Weitere Störfaktoren könnten aus den zunehmenden Spannungen zwischen China und den USA resultieren. Für den Einkauf bedeuten die Suche nach den benötigten Teilen und teilweise mehrfache Preisanpassungen im Jahr seitens der Lieferanten, eine enorme Belastung der Personalkapazitäten – das hierfür dringend benötigte Personal ist zudem auch schwer zu bekommen.

Die aktuelle Situation stellt den Einkauf vor große Herausforderungen. ProduktionNRW hat deshalb am 20. Oktober 2022 im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung zum einen den Blick auf die Situation der Beschaffungsmärkte und die Kostentreiber gerichtet. Zum anderen wurde die Frage diskutiert, wie der Einkauf langfristig stabiler aufzustellen ist, um Versorgungssicherheit und Kosten wieder berechenbarer zu gestalten.

Lage der Beschaffungsmärkte

Michael Wolf, Referent der VDMA Business Advisory, ging zunächst auf die Preisentwicklung unterschiedlicher Produkte und Materialen ein. Die Preise – etwa für Stahl – sind nach extremen Steigerungen in der ersten Jahreshälfte im zweiten Halbjahr wieder gefallen. Neuer Kostentreiber sind die steigenden Energiekosten, die etwa bei Aluminium, eine Produktion in Europa nahezu unmöglich machen. Der Maschinen- und Anlagenbau selbst ist nicht sehr energieintensiv, wird aber von den Kostensteigerungen der energieintensiven Zulieferindustrien getroffen.

Gestaltung stabilerer Versorgungsketten in einem veränderten globalen Umfeld

Die Branche hat seit 2020 mit Versorgungsproblemen zu kämpfen, die im Jahr 2022 weiter eskaliert sind. Die größten Engpässe sind heute bei Elektrotechnik sowie Elektronikkomponenten zu verzeichnen. Eine Entspannung in diesem Bereich wird bei den produzieren Unternehmen vielfach erst nach 2023 erwartet. Die Versorgungssicherheit im eigenen Unternehmen zu sichern, hat daher zurzeit höchste Priorität.

Die Gestaltung stabilerer Lieferketten erfordert zunächst eine Analyse welche Auswirkungen der Ausfall bestimmter Materialien hat und wie hoch das Risiko dafür ist. Eine Materialgruppenstrategie mit diversifizierter Beschaffung in Form eines Dual Sourcing und eine intensivere Bewertung der Lieferanten auch im Hinblick auf deren Beschaffungspolitik kann helfen, die Lieferkette stabiler aufzustellen. Flexibilität im Hinblick auf die Spezifikation der Teile kann helfen Fehlteile zu substituieren und die Reduzierung der Teilevielfalt erleichtert die Planbarkeit des Bedarfs und auch die wirtschaftliche Gestaltung von Prozessen und Lagerhaltung.

In der abschließenden Diskussion wurde hervorgehoben, dass momentan die unternehmensinterne Bereitschaft zur Lagerplatzerweiterung vorhanden ist. Es ist aber eine Frage der Zeit, bis diese firmeninterne Haltung wieder abnimmt und der Einkauf die Materialwirtschaft wieder kostengünstiger planen muss. Eine zentrale Botschaft der Veranstaltung ist, den Einkauf in eine ausgewogenere Position zu bringen.

Veranstalter

Die Veranstaltung wurde von ProduktionNRW angeboten. ProduktionNRW ist das Kompetenznetz des Maschinenbaus und der Produktionstechnik in Nordrhein-Westfalen und wird vom VDMA NRW durchgeführt. ProduktionNRW versteht sich als Plattform, um Unternehmen, Institutionen und Netzwerke untereinander und entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, zu informieren und zu vermarkten. Wesentliche Teile der Leistungen, die ProduktionNRW erbringt, werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.